Die Drei-Generationen-Familie ist das soziale Netz für die Menschen im Slum. Ehen – ob arrangiert oder aus Liebe – können scheitern. Kinder missraten, streiten und werden zu Feinden, aber der Drei-Generationen-Verbund scheint stabil zu sein. Man kann auch sagen, dass er aus ökonomischer Not zwingend ist. Die Großeltern haben am Wohlergehen der Kinder und Enkel Interesse, weil sie so versorgt werden. Die Eltern können Teile der Hausarbeit und der Kinderbetreuung abgeben, um flexibler am Arbeitsmarkt zu agieren. Es bedarf des Familienverbandes, um die Kinder und Säuglinge groß zu ziehen. Die Großeltern, die keinerlei Rente im europäischen Sinne bekommen, können erwarten, dass sie im fortgeschrittenen Alter von den beiden jüngeren Generationen gepflegt werden. Hausarbeit, Essen kochen, Wasser holen, das alltägliche Leben ist so zeitaufwendig, dass es einer Arbeitsteilung der Generationen bedarf.
Es werden aber auch „Drop-outs“ und ihre Kinder in den Verbund integriert und es wird ihnen so das Überleben ermöglicht, wozu sie alleine nicht in der Lage wären.
Über den Familienzusammenhalt sagt uns z.B. Ravi Mudhamgala:
„Ich möchte, dass es meiner ganzen Familie besser geht. Ich weiß allerdings nicht, wie andere darüber denken. Ich möchte jedenfalls, dass es meinen Leuten gut geht. Wenn es Arbeit gibt, dann sag ich ihnen Bescheid. Wenn wir für eine Arbeit woanders hin gehen müssen, dann rufe ich sie, warum? Wir sollten nicht anderen die Arbeit geben, wenn unsere eigenen Leute da sind. Wenn irgendjemand von außen kommt, wird er die Rupie nehmen. Wenn unsere Leute die Rupie kriegen, dann wird es ihnen besser gehen.“
Uli Schwarz und Petra Dilthey