Vom 16.11 bis zum 27.11.2010 waren wir wieder Vijayawada. Als wir im Slum Autonagar ankamen, sahen wir sofort die Veränderungen. Es wird gebaut, aber nicht für Ravi und die anderen Familien. Auf der großen Wiese, die die Slumbewohner zum Wäsche trocknen, zum Schlafen und zum Lagern von Recyclingmaterial genutzt haben, werden Appartementhäuser gebaut.
Auf der anderen Straßenseite, wo der Unternehmer Durga Prasad, der vielen Menschen im Slum Arbeit gibt, seine Lagerfläche hatte, ist ein Krankenhaus geplant. Wann die Gebäude fertig sein werden, konnten wir nicht herausfinden. In den zwei Wochen waren auch nur sporadisch Bauaktivitäten zu beobachten. Bei diesem rasanten Baufortschritt kann es sehr wohl noch über ein Jahr dauern, bis die Bauarbeiten beendet sind.
Wer jetzt erwartet, dass die Leute in Panik sind und wütend die Baumaschinen stürmen, irrt sich. Mit einer geradezu erleuchteten Gelassenheit sagte uns Ravi:
“Wir wissen noch nicht, wann wir hier weg müssen, wir hören das immer wieder, aber wir wissen noch nicht ,in welche Siedlung wir dann gehen sollen. Solange heißt es schon, dass sie den Slum hier abreißen wollen, aber bisher haben sie es noch nicht getan. Manche von hier sind schon nach Kandrika, Vambay Colony oder woanders hin gegangen, so genau wissen wir das nicht. Uns haben sie noch nicht umgesiedelt. Sie sprechen schon so lange davon. Das haben sie schon gesagt, als ich meine Kinder geboren habe und schau, wir sind immer noch hier. Das Land hier ist Eigentum der Regierung und die entscheidet darüber, wo wir neue Wohnungen bekommen”.
Und dann sagt sie noch:
“Wir würden gerne umziehen, weil es unseren Kindern dann besser geht und uns auch. Hier gibt es keine Elektrizität, nichts. Nachts können wir wegen all der Moskitos nicht schlafen. Woanders geht es uns bestimmt besser.”
Uli Schwarz und Petra Dilthey