„Haste mal n` Euro“, kennt man aus der Fußgängerzone, aber „haste mal n` Cello“ ist neu. Es geht um nur 4.000,00 Euro, die nach dem Spendenaufruf von Frau Broosch noch fehlen, um ein gutes Instrument zu erwerben und es einem Mädchen in Brasilien zur Verfügung zu stellen.
Nach dem ersten Stirnrunzeln purzeln die Gedanken und Zahlen nur so durch den Kopf:
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mit dem Geld könnte man 100 Babys zwei Monate lang mit Plumpy´nut versorgen und damit vor dem Tod durch Unterernährung retten;
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wir könnten mit dem Geld 5 Nomadenkindern eine höhere Schulbildung bezahlen; und ja
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man bekäme dafür fast einen First Class Flug nach Indien (wobei wir nicht wissen, ob ein gewisser katholischer Würdenträger das Sonderangebot der Lufthansa für ca. 4.700,00 Euro genutzt hat).
Aber Fragen bleiben: Wie kann man eine solche Spende rechtfertigen, wenn man mit der gleichen Summe vielen Menschen aus bitterer Armut helfen könnte? Mit welchem Recht bevorzuge ich eine einzelne Person?
Und jetzt der gute Rat des Philosophen:
„ … alles Wahrhaftige des Geistes sowohl als der Natur ist in sich konkret … das Konkrete ist die Wahrheit … nur das Konkrete ist das Wirkliche“ G.W.F. Hegel
Also machen wir es wie Hegel: Kely heißt das Mädchen. Sie stammt aus einer Favela in Niteroi, einer Nachbarstadt von Rio. Wir haben das Mädchen 2008 zum ersten mal kennen gelernt, als wir das Projekt von Marcio und Lenora besuchten. Das Ehepaar, Musiker, Akademiker und Mitglieder eines Orchesters für mittelalterliche Musik, hatten ein Hilfsprojekt der Eltern übernommen. Sie formten daraus folgendes Projekt:
Schon damals fiel uns Kely auf. Die beiden Screenshots zeigen Kely beim Üben:
Kely belegt den Erfolg des Projektes. Das das Mädchen aus dem Elendsviertel jetzt die realistische Perspektive hat, ihren Lebensunterhalt einmal mit klassischer Musik zu verdienen, ist ein konkreter Erfolg und weist auf einen anderen Gedanken hin, der in der amerikanischen Verfassung formuliert wurde: “Pursuit of Happiness”, das Streben nach Glück ist erlaubt.
Das ist doch das Ziel von Entwicklungszusammenarbeit. All die volkswirtschaftlichen Kennziffern, die Regeln zur Regierungsführung, die internationalen Abkommen, die Millenniumsziele sind nur dann „wahr“, wenn es konkret wird. Das Glück von Kely ist konkret.
Kely vorne mit ihrem Cello (3. v. links)
Aus diesem Grunde haben wir gerne die noch fehlenden 2.000,00 Euro gegeben. Im übrigen haben wir mit Kely ausgemacht, dass sie für uns Musik für unsere Videos machen wird. Damit sind wir bei einem anderen Gedanken, der bei der Entwicklungszusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen muss: dem Gedanken des Austausches. Aber dazu später, wenn die ersten konkreten Musikstücke von Kely in unseren Videos zu hören sein werden …
Uli Schwarz und Petra Dilthey