Selbst ist die Frau

„Schade“ und „das kann doch nicht wahr sein“, so waren unsere ersten Reaktionen, als uns Robby sagte, dass ihre Abiturergebnisse (Abschluss Secondary School) nicht gut genug seien, um einen staatlich geförderten Studienplatz für Tiermedizin zu bekommen. So intelligent und fleißig wie wir sie kennen, so wenig wollen wir an das Scheitern ihrer Träume glauben. Leider ist Robby aber keine Ausnahme: Absolventen miserabel ausgestatteter Schulen im Norden Kenias erzielen immer deutlich schlechtere Ergebnisse, als Schüler teurer Privatschulen in Nairobi (s. Blogbeitrag „Do no harm“).

Ein merkwürdiger Gegensatz: Da haben wir (up4change e.V.) mit Hilfe des BMZ, Malteser International und PACIDA unser eeem.org Projekt mit Tablets, eBooks, ausgebildeten Barfußlehrerinnen und einem Internetkiosk erfolgreich verwirklichen können, gleichzeitig ist die Unterstützung der normalen Schulkarriere für Robby nicht an der Bezahlung der Kosten gescheitert, sondern an den staatlich zu verantwortenden Defiziten des offiziellen Schulsystems. Unsere sehr persönlichen Erfahrungen mit dem Schulsystem deckt sich also mit den Erfahrungen wissenschaftlicher Studien und den aktuellen Recherchen von UNICEF. Die Frage vor der wir jetzt stehen lautet: Was können wir konkret für Robby tun?

Robby unterrichtet Schulkinder

Die Probleme des traditionellen Schulsystems, z.B. Entfremdung von der lokalen Nomadenkultur zwingen einen, über neue Wege nachzudenken. Eine Möglichkeit sehen wir darin, Kinder frühzeitig mit digitalen Inhalten aus ihrer Kultur vertraut zu machen. Robby wird deshalb Schulkinder mit unseren eBooks unterrichten. Wir wollen zeigen, dass beides geht:

  • Das Erlernen und Bewahren der eigenen Kultur und
  • Fähigkeiten zu erlangen, mit den Herausforderungen der moderne Gesellschaft erfolgreich umzugehen.

 

Nomadenmädchen produzieren Inhalte für eBooks

Wir wissen, dass unser eeem.org Ansatz nur dann nachhaltig wirken kann, wenn die eBooks von den Leuten selber entwickelt werden. Es geht um ihr Leben und um ihre Kultur. Sie sollen also selber die Inhalte entwickeln. Hier setzt unsere zweite Projektidee an: Wir wollen mit (ehemaligen) Schülerinnen eine Gruppe bilden, die Inhalte für zukünftige eBooks entwickeln. Wir denken, dass es an den Jugendlichen selber liegt, Themen zu finden, die sie bewegen. Wir wollen sie dabei „empowern“, Interviews zu führen, zu photographieren und zu filmen.

Robby – eeem.org-Entrepreneurin

Nachdem ihr Traum, Tierärztin zu werden, gescheitert ist, möchte Robby eine kostspielige Ausbildung zur Wildhüterin beim „Kenyan Wildlife Service“ beginnen. Das zu finanzieren übersteigt die Möglichkeiten ihrer Großfamilie und wir (up4change) wollen ihr nicht einfach schon wieder die Ausbildung finanzieren. Sie erhält die Möglichkeit die Kinder zu unterrichten und die Betreuung der jungen Frauen zu übernehmen, die die eBook Inhalte entwickeln werden. Das bietet Robby die Chance, Geld zu verdienen und zu sparen, um ihr Studium selber zu finanzieren. Aber vielleicht ist sie ja so begeistert von ihrer neuen Arbeit, dass sie die erste eeem.org-Entrepreneurin in Kenia wird.

Uli Schwarz und Petra Dilthey